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How To? ILS auf dem A320

  • Autorenbild: Hüseyin Yildirim
    Hüseyin Yildirim
  • 10. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Der ILS-Anflug im Airbus A320 – Technik, Verfahren, Umsetzung

Das Instrumentenlandesystem (ILS) ist weltweit eines der am häufigsten eingesetzten Anflugverfahren. Besonders bei eingeschränkter Sicht oder schlechtem Wetter bietet es eine präzise horizontale und vertikale Führung bis zur Landung. Für angehende und erfahrene Piloten ist das sichere Beherrschen eines ILS-Anflugs unerlässlich – nicht nur im Alltag, sondern auch im Rahmen von Screenings oder Checks.

In diesem Beitrag wird der Ablauf eines vollständigen ILS-Anflugs anhand eines Praxisbeispiels am Flughafen San Francisco (KSFO) beschrieben – mit Fokus auf die typischen Verfahren und Besonderheiten im Airbus A320.


Grundlagen des ILS-Anflugs

Das ILS besteht aus zwei primären Komponenten: dem Localizer (LOC), der seitliche Führung bietet, und dem Glide Slope (GS), der vertikale Anflugführung liefert. Die Daten werden per Funk übermittelt und vom Flugzeug empfangen und angezeigt. Damit ermöglicht das ILS präzise Anflüge auch bei geringer Sicht bis zur Entscheidungshöhe (DA).

Die korrekte Interpretation der ILS-Anzeigen und die exakte Umsetzung im Anflug sind essenziell für einen sicheren und stabilen Endanflug.


FMS-Konfiguration im Airbus A320

Vor dem Anflug muss das FMS (Flight Management System) korrekt programmiert werden. Im Fall des ILS-Anflugs auf Runway 28L in San Francisco erfolgt dies wie folgt:

  1. Auf der FMS-Startseite das Ziel KSFO auswählen.

  2. Im Menü „Arrival“ den ILS-Anflug 28L auswählen.

  3. Falls keine STAR erforderlich ist, „No STAR“ wählen (z. B. bei Radar-Vektoren zum Final).

  4. Die Route mit „Insert“ aktivieren.

Im Airbus erfolgt die Frequenzzuweisung automatisch. Für das ILS 28L in KSFO ist dies 109.55 MHz – eine manuelle Eingabe ist im Normalfall nicht notwendig.


Anflugvorbereitung – ab Wegpunkt ROKMA

Ab dem Wegpunkt ROKMA beginnt die Vorbereitung auf den Endanflug:

  • Reduktion auf 250 Knoten bei 8.000 Fuß.

  • Aktivierung des LANDING SYSTEM (LS)-Buttons zur Anzeige der Gleitpfad- und Localizer-Symbole.

  • Altimeter-Einstellung auf Standarddruck (1013 hPa).

  • Setzen der Entscheidungshöhe (DA) – in diesem Beispiel 213 Fuß.

Die korrekte Konfiguration zu diesem Zeitpunkt stellt sicher, dass keine unnötigen Arbeitsbelastungen während der Endanflugphase entstehen.


Sinkflug und Gleitpfadmanagement

Nach ROKMA erfolgt der Sinkflug auf 4.000 Fuß, typischerweise im Managed Descent Mode (durch Drücken des Höhenknopfs). Die Geschwindigkeit stabilisiert sich auf ca. 240 Knoten. In dieser Phase ist es wichtig, die vertikale Navigation sowie das Gleitpfadsymbol (GS-Diamant) auf dem PFD aktiv zu überwachen.

Es kann vorkommen, dass das Flugzeug kurzzeitig unter dem Gleitpfad liegt – vor allem, wenn das Flugzeug frühzeitig konfiguriert wird. Solche Abweichungen sollten bewusst wahrgenommen und durch angepasste Sinkraten korrigiert werden.


Intercept und Verfolgung des Gleitpfads

Sobald die Freigabe zum ILS-Anflug erfolgt, wird der Localizer durch Drücken der LOC-Taste aktiviert. Im Anschluss wartet das System auf das Einfangen des Signals.

  • LOC muss aktiv und ARMED sein.

  • GS wird automatisch aktiviert, sobald der Localizer eingefangen wurde.

  • Die Glide Slope-Indikatoren im PFD zeigen die vertikale Abweichung an.

Zu diesem Zeitpunkt beginnt die stufenweise Konfiguration des Flugzeugs:

  • Flaps 1 setzen und Geschwindigkeit entsprechend anpassen.

  • Kurz vor Einfangen des Gleitpfads: Flaps 2, Gear down, Flaps 3.

  • Final Configuration: Flaps Full, Geschwindigkeit gemäß VAPP.


Finale Phase – bis zur Entscheidungshöhe

Der ILS-Anflug kann entweder im Autopilot-Modus bis zur Entscheidungshöhe oder manuell geflogen werden. Wichtig ist, dass der Pilot jederzeit bereit ist, die Steuerung zu übernehmen. Im Beispiel liegt die Entscheidungshöhe bei 213 Fuß.

Bei ausreichender Sicht und stabiler Lage erfolgt der Übergang in den visuellen Teil der Landung. Ist keine Sicht vorhanden, wird das Go-Around-Verfahren gemäß veröffentlichter Missed Approach Procedure eingeleitet.


Checklisten und Monitoring

Während des gesamten Anflugs gilt:

  • Checklisten vollständig abarbeiten (Landing Checklist, Flaps, Gear, Autobrake).

  • Geschwindigkeiten, Sinkraten und Abweichungen kontinuierlich überwachen.

  • Kommunikation zwischen PF und PM aktiv halten – insbesondere bei Statuswechseln (z. B. „Glide Slope alive“ / „LOC captured“).


Zusammenfassung – Erfolgsfaktoren für einen stabilen ILS-Anflug

  • FMS korrekt programmieren: Keine manuelle Frequenz nötig, aber korrekte Auswahl von Approach und Transition ist entscheidend.

  • Frühzeitige Konfiguration: Reduziert Arbeitsbelastung im kritischen Anflugabschnitt.

  • Geschwindigkeiten stabil halten: Flaps und Gear rechtzeitig setzen.

  • ILS-Signale aktiv überwachen: LOC und GS frühzeitig einfangen und verfolgen.

  • Go-Around readiness: Jederzeit bereit sein, das Verfahren abzubrechen, falls notwendig.


Fazit

Der ILS-Anflug im Airbus A320 ist ein hochpräzises, aber standardisiertes Verfahren. Wer es routiniert vorbereitet und sauber durchführt, kann auch unter schwierigen Bedingungen zuverlässig landen. Neben technischer Umsetzung ist vor allem ein ruhiger, strukturierter Ablauf entscheidend. Für Flugschüler und junge Berufspiloten bietet das Verfahren eine hervorragende Möglichkeit, Systemverständnis und Cockpitdisziplin zu trainieren.

 

 
 
 

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