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How To? Der Circling Approach

  • Autorenbild: Hüseyin Yildirim
    Hüseyin Yildirim
  • 10. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 17. Juni

Circling Approach im Fokus – Sichere Verfahren bei komplexen Anflügen

Der Circling Approach gehört zu den anspruchsvolleren Anflugverfahren, die ein Pilot sicher beherrschen muss. Er wird immer dann geflogen, wenn der instrumentenbasierte Anflug nicht direkt zur Landebahn führt, auf der die Landung tatsächlich stattfinden soll. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Wetter- oder Windbedingungen eine Landung auf einer bestimmten Bahn erforderlich machen, die jedoch nicht über ein eigenes Präzisionsanflugverfahren verfügt.


Ein klassisches Beispiel ist der Anflug auf den Flughafen Las Vegas (KLAS), wo häufig ein ILS-Anflug auf Runway 26L geflogen wird, obwohl die Landung auf einer anderen Bahn – etwa 19L – erfolgt. Hier kommt das Circling-Verfahren zum Einsatz: Der Anflug erfolgt zunächst nach Instrumentenflugregeln bis zur Minimum Descent Altitude, ab diesem Punkt übernimmt der Pilot visuell und fliegt eine Platzrunde bis zum Aufsetzen.

Ein zentrales Element der Vorbereitung ist die Analyse der Anflugkarten. Diese geben nicht nur die erforderlichen Höhenprofile und Kurse vor, sondern enthalten auch wichtige Informationen zu Gelände, Hindernisfreiheit und zulässigem Manöverbereich. In Las Vegas liegt die Circling-Mindesthöhe für ein Category-C-Flugzeug, wie den Airbus A320, bei 3.100 Fuß. Diese Höhe muss eingehalten werden, bis die Bahn visuell erfasst und die Fluglage stabil ist.


Für das sichere Manövrieren während des Circling-Anflugs ist der sogenannte „Circling Approach Area Radius“ entscheidend. Dieser beschreibt einen geschützten Luftraumbereich, in dem sich das Flugzeug während der Sichtplatzrunde bewegen darf. Für die Kategorie C beträgt dieser Radius 2,8 nautische Meilen um den Airport Reference Point. Innerhalb dieses Bereichs darf sich das Flugzeug befinden, solange die Mindesthöhe eingehalten wird.


Nach dem Abfangen des ILS-Gleitpfads beginnt der eigentliche Sichtteil des Verfahrens. Sobald die MDA erreicht ist, wird der Sinkflug unterbrochen. Das Flugzeug wird nun vom finalen ILS-Kurs abgedreht – in unserem Beispiel um 45 Grad auf einen neuen Kurs von 214 Grad. In dieser Phase beginnt der Aufbau der visuellen Platzrunde. Wichtig ist, dass zu jedem Zeitpunkt Sichtkontakt zur Landebahn besteht. Geht dieser verloren, muss unverzüglich ein Go-Around eingeleitet und das veröffentlichte Missed Approach-Verfahren abgeflogen werden.


Die zeitliche Orientierung spielt eine zentrale Rolle. Häufig wird nach dem Abflug vom Gleitpfad ein Timer gesetzt – in der Regel auf 30 Sekunden – um die Position im Verhältnis zur Bahn im Blick zu behalten. Die Wirkung von Rücken- oder Gegenwind muss dabei berücksichtigt werden, um rechtzeitig in die Quer- und Endanflugkurve einleiten zu können. Während der gesamten visuellen Phase ist höchste Konzentration erforderlich: Sinkrate, Fluglage und Bahnbezug müssen kontinuierlich überwacht werden.

Kommt es während des Circling-Verfahrens zum Durchstarten, ist die Ausführung komplexer als bei einem geradlinigen Instrumentenanflug. Der Pilot muss die Fluglage stabilisieren, die Mindesthöhe wiederherstellen und dabei innerhalb des geschützten Bereichs bleiben. Der Rückflug zum ursprünglichen Anflugkurs – etwa über einen climbing turn zurück auf das ILS – muss exakt nach Karte erfolgen, um sowohl Hindernisfreiheit als auch Separation zum restlichen Verkehr zu gewährleisten.


Die finale Kurve auf die Zielbahn erfolgt idealerweise aus einer stabilen Downwind-Position heraus. In dieser Phase die vollständige Landekonfiguration hergestellt – mit ausgefahrenem Fahrwerk, gesetzten Landeklappen und abgeschlossenen Checklisten. Der Autopilot und die Flight Directors werden in der Regel deaktiviert, um die letzte Phase des Anflugs manuell zu fliegen. Dabei orientiert sich der Pilot an visuellen Referenzen wie der Pistenmittellinie und den PAPI-Leuchten. Zwei rote und zwei weiße Lichter zeigen eine korrekte Gleitwegführung an. Abweichungen müssen frühzeitig durch sanfte Korrekturen ausgeglichen werden, ohne die Stabilität des Anflugs zu gefährden.


Nach dem Aufsetzen gilt es, das Flugzeug zügig und kontrolliert abzubremsen, Reverse Thrust einzusetzen und die Bahn möglichst effizient zu räumen. Eine strukturierte Nachbesprechung des Anflugs – ob im Simulator oder in der Line – ist gerade nach einem Circling-Verfahren besonders wertvoll. Hier können Entscheidungen, Flugwegführung und Timing kritisch reflektiert werden.


Ein sauber geflogener Circling Approach demonstriert fliegerisches Können, Konzentrationsfähigkeit und exzellente Kenntnis des eigenen Verfahrensmanagements. Auch wenn dieser Anflug nicht zum Alltag auf allen Strecken gehört, ist er ein elementarer Bestandteil der Ausbildung und Vorbereitung – besonders für Flugschüler und Berufseinsteiger. Wer ihn souverän beherrscht, zeigt nicht nur technisches Wissen, sondern auch ein hohes Maß an Flugdisziplin und Situationsbewusstsein.

 

 
 
 

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